Beschaffung von Materialien
GRI 2–6
Lieferkette
Die Schweiz gilt als rohstoffarmes Land mit hohen Produktionskosten. Trotzdem gelingt es der Swatch Group, den grössten Teil der Wertschöpfung intern und in der Schweiz zu tätigen. In den wenigen Fällen, bei denen das nicht möglich ist, hat der Konzern strikte Auswahlkriterien, die sicherstellen, dass negative Umwelt- und soziale Auswirkungen in der Lieferkette vermieden oder minimiert werden.
Die Zuständigkeiten im Unternehmen sind klar geregelt. Die Swatch Group setzt in allen Gesellschaften weltweit einen Nachhaltigkeitsspezialisten ein, der direkten Zugang zum Management hat. Die Spezialisten wurden für die Erkennung potenzieller Risiken geschult. Die Swatch Group etablierte zudem ein eigenes Büro für Nachhaltigkeit mit Fokus auf Menschenrechte in Asien und baut es kontinuierlich aus.
Die Einhaltung der internen Weisungen und von Verhaltenskodizes in den Beschaffungsprozessen wurde unabhängig überprüft. Der Kodex beruht auf international anerkannten Menschenrechten und basiert auf den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (UNGP).
In der Berichtsperiode wurde eine gründliche Risikoanalyse des Beschaffungswesens und unabhängige Inspektionen bei unmittelbaren Lieferanten in Hochrisikoländern durchgeführt.
Für das Geschäftsjahr 2024 erfolgte im Sinne der Kontinuität eine erneute detaillierte Überprüfung der Lieferkette auf Basis «Verordnung über Sorgfaltspflichten und Transparenz bezüglich Mineralien und Metallen aus Konfliktgebieten und Kinderarbeit». 1 Details zur Überprüfung finden sich im nächsten Abschnitt.
↗ Weitere Informationen zum Supplier Code of Conduct finden sich im Kapitel «Wirtschaft und Governance» des Nachhaltigkeitsberichts.
Supplier Code of Conduct (SCoC)
Der Supplier Code of Conduct findet Anwendung auf die Swatch Group und ihre Tochtergesellschaften sowie auf Lieferanten und Unterlieferanten der Swatch Group und ihrer Tochtergesellschaften, die Waren oder Dienstleistungen für die Unternehmen der Swatch Group liefern.
Der Kodex stützt sich auf die in der Branche und international anerkannten Grundsätze wie die internationale Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen, die Leitprinzipien der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP), die internationalen Arbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), den Verhaltenskodex der IAO für Sicherheit und Gesundheit, die OECD-Leitsätze für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten, den Verhaltenskodex 2019 des Responsible Jewellery Council, die Chain of Custody 2017 des Responsible Jewellery Council, die Norm SA 8000 von Social Accountability International, die Norm OHSAS 18001 und die Anti-Korruptionsrichtlinie (ISO 37001).
Der SCoC wird periodisch aktualisiert, um Änderungen der Gesetze, Vorschriften und der Richtlinien der Swatch Group Rechnung zu tragen.
↗ Informationen zu Audits finden sich im Abschnitt «Lieferanten-Audits» auf S. 103 / 104 des Nachhaltigkeitsberichts.
GRI 308-1, 308–2, 414–1, 414–2
Lieferanten-Audits
Swatch Group FEPS (Far East Procurement Services) stellt laufend sicher, dass die unmittelbaren Lieferanten und ihre Werke den Verhaltenskodex der Swatch Group für Lieferanten sowie die geltenden Gesetze und Vorschriften einhalten. Alle Produktionsstandorte von Direktlieferanten und Tier-2-Lieferanten müssen zwei unabhängige Audits durchlaufen: eines zur verantwortungsvollen Beschaffung (RS-Audit) mit Fokus auf die Leistungsbeurteilung von Mitarbeitenden sowie Menschenrechte, Arbeitsschutz, Umweltschutz und Geschäftsgebaren und eines zur Qualitätssicherung (QA-Audit) mit Ausrichtung auf die Prüfung des Qualitätsmanagementsystems und der Qualitätssicherungsprozesse der Werke.
FEPS bestimmt, welche Lieferantenstandorte im jeweiligen Geschäftsjahr geprüft werden, und beauftragt unabhängige externe Revisionsgesellschaften mit der Durchführung der Audits gemäss unseren Anforderungen. Anschliessend werden die Revisionsberichte analysiert und Hand geboten bei Verbesserungsmassnahmen an den einzelnen Lieferantenstandorten. Alle Lieferantenstandorte werden regelmässig – mindestens alle zwei Jahre – geprüft. Neue Lieferantenstandorte werden erst nach bestandenem Audit zugelassen.
Die Swatch Group beurteilt die Leistung der Lieferantenstandorte aufgrund der Audit-Resultate im internen Bewertungssystem. Dabei wird den Standorten eine der nachfolgend tabellarisch aufgelisteten Bewertungen zugewiesen. Das Bewertungssystem bestimmt den Zulassungsstatus der Lieferanten, den Zeitraum, für den die Zulassung gültig ist, sowie den Zeitpunkt des nächsten Audits.
Um zugelassen zu werden, ist eine Bewertung mit A oder B notwendig. Wird ein Lieferantenstandort mit C bewertet, muss dieser innert sechs Monaten Korrekturmassnahmen ergreifen, um sich für ein Folge-Audit zu qualifizieren. Neue Lieferantenstandorte, die mit D bewertet werden, werden nicht zur Zusammenarbeit zugelassen. Bestehende Standorte, die mit D bewertet werden, erhalten drei Monate Zeit, um die notwendigen Korrekturmassnahmen zu ergreifen und sich für ein Folge-Audit zu qualifizieren. Unternimmt ein Lieferantenstandort keine Anstrengungen, um Korrekturmassnahmen zu ergreifen, beenden wir die Zusammenarbeit und vergeben keine weiteren Aufträge an diesen Standort.
GRI 301-1
Mineralien und Metalle aus Konfliktgebieten
In Bezug auf die Mineralien und Metalle aus Konflikt- und Hochrisikogebieten wurden die importierten und verarbeiteten Mengen der in der Verordnung 1 definierten Mineralien und Metalle erfasst und ausgewertet. Die meisten der in der Verordnung definierten Mineralien und Metalle werden von der Swatch Group entweder nicht oder in kleinen Mengen beschafft. Einzig bei Wolfram und Gold wird der Schwellenwert überschritten. Ein Prozess der Rückverfolgbarkeit und Dokumentation ist implementiert, um nachzuweisen, dass diese Materialien weder aus Konflikt- noch aus Hochrisikogebieten stammen.
- Die Beschaffung von Gold in Rohform gemäss Tarifnummer 7108 erfolgt als Traceable-Gold von offiziellen und zertifizierten industriellen Minen aus den USA, Kanada oder Australien. Das im Jahr 2024 beschaffte Gold mit der Tarifnummer 7108 stammt zu 100% aus australischen Minen. Bei der Auswahl der Minen wurde zudem der CO2-Footprint berücksichtigt.
- Die Beschaffung von Wolfram in Pulverform (Tarifnummer 8101 10 00) erfolgt über europäische Lieferanten und besteht zu 100% aus rezykliertem Ausgangsmaterial.
Bei der Überprüfung dienten neben der schweizerischen Gesetzgebung (VSOTR und OR Art. 964) folgende internationale Richtlinien und Standards als Grundlage:
- OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht für verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln.
- OECD-Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten für Minerale aus Konflikt- und Hochrisikogebieten.
- Praktische Massnahmen für Unternehmen zur Bestimmung und Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit in Lieferketten für Minerale.
GRI 408-1
Kinderarbeit
Die Swatch Group verfolgt eine Nulltoleranzpolitik bei Menschenrechtsverletzungen. Das schliesst implizit die Kinderarbeit mit ein.
Aus dem Swatch Group Code of Conduct, Paragraph 14: «Die Swatch Group hat null Toleranz gegenüber dem Einsatz von Kinderarbeit oder minderjährigen Arbeitskräften, die nicht mindestens 15 Jahre alt sind oder das geltende gesetzliche Mindestalter für die Beschäftigung nicht erreicht haben, je nachdem, welches höher ist. Die Lieferanten müssen die Normen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie die geltenden gesetzlichen Bestimmungen einhalten.»
Der Swatch Group Code of Conduct basiert auf den international anerkannten Menschenrechten, wie sie in der Internationalen Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen und der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation über Grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit verankert sind. Der Ansatz basiert auf den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (United Nation Guiding Principles for Business and Human Rights, UNGP). Im Einklang mit den UNGP folgt die Swatch Group dem höheren Standard, wenn nationales Recht und internationale Menschenrechtsstandards voneinander abweichen. Ausserdem befolgt die Swatch Group den höheren Standard, wenn nationales Recht und die strengen Umwelt-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards der Swatch Group voneinander abweichen. Wo nationales Recht und die hohen Standards der Swatch Group in Konflikt stehen, respektiert die Swatch Group das nationale Recht und bemüht sich gleichzeitig, den höheren Standard zu erfüllen.
↗ Weitere Informationen zur Kinderarbeit finden sich auf de Seiten 101 bis 103 des Nachhaltigkeitsberichts.
GRI 204–1
Lokale Lieferanten
«Hopp Schwiiz» war ein Motto des Gründers der Swatch Group. Nicolas G. Hayek hat sich immer für Swissness in der ganzen Schweizer Uhrenindustrie eingesetzt und bei der Lancierung von Swatch im Jahr 1983 einen Swiss-Made-Anteil von 100% angestrebt.
Dieses starke Bekenntnis zum Produktionsstandort Schweiz sowie zur lokalen Beschaffung hat enorme positive Effekte beim Management des nachhaltigen Liefernetzwerks. Die Swatch Group hat keine Veranlassung, dies – heute und in ferner Zukunft – zu ändern. Für die Uhren liegt der Anteil an lokaler Wertschöpfung, gestützt auf die anwendbare Swiss-Made-Regulierung, zwischen 60% und 100%.
↗ Siehe auch Abschnitt «Wiederaufnahme und Erhaltung von Kunst und Handwerk» auf S. 91 des Nachhaltigkeitsberichts.
Grundsätzliches Lieferanten-Netzwerk Management
Nebst dem Bekenntnis zur Swissness, den strengen Auswahlkriterien und der Priorisierung der Reaktionszeit müssen die Lieferanten den internen Vorgaben von Swatch Group Quality Management zur Qualitätssicherung, zu den ökologischen und gesetzlichen Bestimmungen sowie zur gesetzlichen Compliance in Bezug auf die Produkte entsprechen; insbesondere REACH (Regulation on Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals), RoHS (Restriction of Hazardous Substances) und WEEE (Abfall Electrical and Electronic Equipment).
Um dies sicherzustellen, erhält jeder Lieferant einen direkten und geschützten Zugriff auf die von Swatch Group Quality Management erstellten Konformitätsspezifikationen der angewendeten Rohmaterialien und Werkstoffe. Diese Spezifikationen werden laufend in einer umfassenden Datenbank aktualisiert.
Die Einhaltung der Vorgaben wird mit zwei Arten von Audits überprüft: einerseits Audits zur verantwortungsvollen Beschaffung und andererseits Audits zur Qualitätssicherung.
Primäres Gold
Die Beschaffung von primärem Gold erfolgt ausschliesslich als Traceable-Gold und ganz konsequent nur von offiziellen und zertifizierten industriellen Minen aus den USA, Kanada oder Australien, da in diesen Ländern die gesetzlichen Standards am höchsten sind und die industriellen Minen unter den sehr strengen Auflagen der dortigen Behörden betrieben sowie von diesen regelmässig überwacht werden. Die Lieferkette wird direkt und sehr kurz gehalten, das heisst Direktlieferung von der Mine bis zur Raffinerie und weiter zur eigenen Goldverarbeitung durch die Swatch Group. Die Goldbeschaffung aus anderen Regionen und / oder aus Kleinminen und artisanalem Bergbau, in denen geringere Standards gelten oder Restrisiken bestehen, dass Non-Traceable-Gold in die Beschaffungskette gelangen könnte, ist für die Swatch Group klar keine Alternative. Diese einfache und klare Beschaffungspolitik hat sich als sehr wirksam erwiesen.
Herkunftsländer für primäres Gold im Berichtsjahr
Erfassungszeitraum 01.10. -30.09. | 2024 1) | 2023 | 2022 |
Australien | 100% | 100% | 100% |
USA | 0% | 0% | 0% |
Kanada | 0% | 0% | 0% |
1) Geprüft durch PwC
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Gold-UrsprungsanalyseDie Rückverfolgbarkeit von Rohmaterialien und Edelmetallen und die Möglichkeit, allfällige Manipulationen festzustellen, spielen bei der Ursprungsvalidierung von Gold eine wichtige Rolle. Seit 2013 nutzt der wichtigste Primärgoldlieferant der Swatch Group eine Methode, mit der anhand von 15 Elementen und deren Wechselbeziehungen Unreinheiten im erhaltenen geschürften Gold analysiert werden. Damit lassen sich die Konzentrationen der einzelnen Elemente feststellen und es konnte über die Jahre eine Datenbank aufgebaut werden. Die Raffinerie in der Schweiz führt eine WD-XRF-Analyse durch, bevor das Material eingeschmolzen wird. Die Analyse wird in einer Datenbank gespeichert, und es werden der Gehalt an Elementen sowie deren Wechselbeziehungen geprüft.
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Mit dieser Methode lässt sich der Ursprung von Gold überprüfen, da einige chemische Elemente nur in bestimmten Regionen vorkommen, während andere immer vorhanden sind. Mit dieser Analyse ist es möglich, Rohstoffe aus verschiedenen Gebieten zu bestimmen. Jede Lieferung von geschürftem Gold, die zur Produktion von primärem Feingold für die Swatch Group bestimmt ist, wird analysiert, um das Ursprungsland USA, Kanada oder Australien zu verifizieren. Bisher wurden keine Unregel-mässigkeiten festgestellt. |
Gold in eingekauften Komponenten
Soweit möglich setzen Lieferanten von Komponenten von der Swatch Group bezogene Halbfabrikate ein. Andernfalls wird verlangt, dass der Lieferant RJC-zertifiziert ist.
Im Berichtsjahr konnten 99,7% des eingesetzten Goldes gemäss den strengen Vorgaben von der Swatch Group beschafft werden. Die verbleibenden 0,3% betreffen hauptsächlich Lieferungen von Schweizer und einigen europäischen sowie japanischen Lieferanten, Letztere nur für den Bereich Elektronische Systeme, die nicht RJC-zertifiziert sind. Ziel ist es, zukünftig auch dieses restliche Gold gemäss den strengen Richtlinien des Konzerns zu beschaffen.
Goldverarbeitung der Swatch Group
Der Prozess der Goldverarbeitung wurde in den letzten Jahren durch Investitionen in eine konzerneigene Giesserei und Aufbereitungsanlagen vollständig internalisiert.
So werden die Legierungen nach ihrer Herstellung zu Halbfabrikaten und Fertigkomponenten weiterverarbeitet und die bei diesen verschiedenen Vorgängen anfallenden Produktionsreste werden intern wiederverwendet. Die Swatch Group kontrolliert somit die gesamte Goldverarbeitungskette durch betriebsinterne und klar festgelegte Prozesse.
Nivarox-FAR hat dabei eine Schlüsselfunktion inne und verarbeitet die Goldbestände der Swatch Group in einem geschlossenen und kontrollierten Kreislauf. Durch die konzerneigene Giesserei können so Produktionsreste wiederverwendet werden. Nivarox-FAR ist im Besitz der notwendigen eidgenössischen Bewilligungen als Giesser und Handelsprüfer (Edelmetallprüfer) und ist zudem nach Responsible Jewellery Council Code of Practice und Chain of Custody (RJC CoP und CoC) zertifiziert.
Abhängig von der internen Kapazität wird ein geringer Teil der Produktionsspäne und des Ausschusses bei wenigen externen Verarbeitern verfeinert.
Zu diesem Zweck arbeitet die Swatch Group nur mit ausgewählten, etablierten und langjährigen Giessereien zusammen, die sich über die gesetzlichen und sämtliche Vorschriften der Finanzmarktaufsicht hinaus mindestens als zertifiziertes Mitglied des Responsible Jewellery Council (RJC) und / oder der London Bullion Market Association (LBMA) ausweisen können und ausserdem die Zusicherung durch anerkannte Zertifizierungen erbringen, dass die gelieferten Edelmetalle aus ethisch einwandfreien Quellen sowie konfliktfreien Regionen stammen.

LIMITED ASSURANCE REPORT ÜBER AUSGEWÄHLTE ANGABEN ZUR BESCHAFFUNG
Bei unserer Prüfung sind wir nicht auf Sachverhalte gestossen, aus denen wir schliessen müssten, dass die ausgewählten Indikatoren, mit dem Symbol markiert, im Nachhaltigkeitsbericht 2024 der The Swatch Group AG für die Berichtsperiode endend am 31. Dezember 2024 nicht, in allen wesentlichen Belangen, in Übereinstimmung mit den geeigneten Kriterien erstellt wurden.