Geleitwort der Präsidentin

Swatch Group

Geleitwort von Nayla Hayek, Präsidentin des Swatch Group Verwaltungsrats anlässlich der ordentlichen Generalversammlung der Swatch Group Aktionäre vom 31. Mai 2011 im Kongresszentrum Basel (Schweiz).

Es gilt das gesprochene Wort

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitaktionärinnen und Mitaktionäre

Wie Sie sicherlich beim Eingang in die Messehalle bemerkt haben, ist das diesjährige Symbol unserer Generalversammlung der Regenbogen. Warum Regenbogen? Weil der Regenbogen Regen und Sonne zugleich vereint. Letztes Jahr war der Regen unsere Trauer und Tränen über den Verlust unseres Vaters – ich meine Vater unserer Familie und Vater der Swatch Group – und Sonne unser riesiger Geschäftserfolg. Die Uhren, die dieses Jahr an Sie abgegeben wurden, sind darum in den Regenbogenfarben.

Auch wenn dieses Jahr nicht einfach war und zu Beginn des Sommers vom Tod des Verwaltungsratspräsidenten und Gründers der Swatch Group, unseres Vaters Nicolas G. Hayek, überschattet wurde, können wir heute mit Befriedigung eine geschäftlich äusserst positive Bilanz ziehen. Die Ergebnisse bestätigen die strategische Richtigkeit der Optionen, die der Verwaltungsrat und sein Präsident, mein Vater, im Laufe der vergangenen Jahre definiert und verfolgt haben. Sie wurden von der Konzernleitung und der erweiterten Konzernleitung unseres Unternehmens unermüdlich mit Enthusiasmus, Tatkraft und Entschlossenheit umgesetzt und von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Partnern gleichermassen unterstützt, was sich heute in einem Rekord-Betriebsgewinn zeigt, der selbst die historischen Ergebnisse von 2007 übertrifft.

Kommen wir noch einmal kurz auf die Kennzahlen 2010 zurück:

  • Rekord-Bruttoumsatz von 6,4 Milliarden Schweizer Franken, um (gerundet) 19% höher als im Vorjahr, dies trotz negativer Währungseffekte von 164 Millionen Schweizer Franken, die hauptsächlich auf die Schwäche des Euro und der an den Dollar gebundenen Währungen in der zweiten Jahreshälfte 2010 zurückzuführen sind. Diese negativen Einflüsse wurden hier berücksichtigt.
  • Rekord beim Betriebsgewinn mit 1,4 Milliarden Schweizer Franken, und mit einer operativen Marge von 23,5%. Konzerngewinn: mit über 1 Milliarden Schweizer Franken um 41,5% höher als im Vorjahr, dies trotz Verlusten aus sehr ungünstigen Wechselkursen. Diese Leistungssteigerung ist hauptsächlich auf die generell höhere Kapazitätsauslastung und die übliche Kostendisziplin zurückzuführen.
  • Substantielles Eigenkapital von 7.1 Milliarden Schweizer Franken bzw. 82,4% der Bilanzsumme. Die Umwandlung der Wandelanleihe von insgesamt 385 Millionen Schweizer Franken im Oktober 2010 hat zu dieser soliden Eigenkapitalausstattung beigetragen. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite betrug beachtliche 16,5% (im Vorjahr 13,3%). Deutlich gestiegen ist auch der operative Cashflow. Mit der sehr soliden Basis beim Eigenkapital und bei der Liquidität wird der Konzern interessante Chancen zur Erhöhung seiner Marktanteile und -präsenz zu nutzen wissen.

Die ausserordentlichen Ergebnisse bestätigen, dass die Entscheidung des Verwaltungsrates und der Konzernleitung der Swatch Group sich als richtig erwies, der Krise von Ende 2008 bis Frühjahr 2009 entgegenzusteuern und die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die sie die Verantwortung tragen, beizubehalten. Auch die Unterstützung und das Vertrauen unserer Aktionärinnen und Aktionäre haben zu diesen exzellenten Resultaten beigetragen, was den Verwaltungsrat veranlasst, anlässlich dieser Generalversammlung vom 31. Mai 2011 eine um 25% erhöhte Dividende von 5.00 Schweizer Franken pro Inhaberaktie (4.00 Schweizer Franken im Vorjahr) und 1.00 Schweizer Franken pro Namenaktie (0.80 Schweizer Franken im Vorjahr) vorzuschlagen. Angesichts des sehr guten Jahresstarts 2011 und der weiteren positiven Aussichten des Geschäftsverlaufs, dies trotz der gegenwärtigen Stärke des Schweizer Frankens, der unsere Produkte auf den Weltmärkten benachteiligt, ist der Vorschlag einer erhöhten Ausschüttung vollumfänglich angebracht.

Innerhalb unseres Verwaltungsrates ist es zu wichtigen Veränderungen gekommen. Im März 2010 hat der Verwaltungsrat bekanntgegeben, dass er der Generalversammlung die Wahl von Herrn Jean-Pierre Roth, ehemaliger Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank, und meines Bruders, Herrn Nick Hayek, Präsident der Konzernleitung, in das höchste Gremium unseres Unternehmens vorschlagen wird. Diese im Verwaltungsrat lang gereiften und getroffenen Entscheidungen waren darauf ausgerichtet, unsere Kompetenzen im Finanzbereich, in dem Herr Roth ein brillanter Experte ist, und in der Industriesparte zu verstärken, in der Nick Hayek seit seiner Einsetzung als CEO der Swatch Group aussergewöhnliche Fähigkeiten bewiesen hat. Diese Anpassungen, darunter auch meine Ernennung zur Vizepräsidentin des Verwaltungsrates ab März neben Herrn Peter Gross, haben uns – mit dem Rückhalt von Frau Grether und den Herren Tanner und Nicollier – erlaubt, zwei entscheidende Ereignisse im Verwaltungsrat zu meistern: das eine, dramatische, war der Tod meines Vaters Nicolas G. Hayek am 28. Juni 2010; das andere und sicher erfreuliche, obwohl uns dadurch ein Weggefährte verlorenging, der Rücktritt von Herrn Johann Niklaus Schneider-Ammann als Folge seiner Wahl zum Bundesrat.

Ich wurde am 30. Juni einstimmig zur Verwaltungsratspräsidentin der Swatch Group gewählt, was uns ermöglicht hat, die Arbeit ungeachtet unserer persönlichen Trauer in perfekter Kontinuität fortzuführen. Unser Verwaltungsrat – der sich ausschliesslich aus Schweizerinnen und Schweizern mit Wohnsitz in unserem Land zusammensetzt, in dem auch seit langer Zeit schon Frauen vertreten sind – ist und bleibt einer der besten unter den grossen Schweizer Unternehmen. Er besteht aus Persönlichkeiten, deren Fachkenntnisse sie befähigen, in den kommenden Jahren gemeinsam die Strategie unserer Zukunft zu definieren, und er wird weiterhin ein Garant für die langfristige Entwicklung unseres Unternehmens sein – eine Gewähr für unsere Aktionäre, unser Personal, unsere Kunden, unsere Freunde und für all diejenigen, die die Swatch Group dafür bewundern, dass sie sich nicht auf riskante kurzfristige Spekulationen einlässt, Praktiken, die mein Vater im Geschäftsbericht 2008 sehr deutlich kritisiert hatte.

Zuerst möchte ich Herrn Bundesrat Johann Niklaus Schneider-Ammann für die mehr als zehn Jahre danken, in denen er sich in unserem Verwaltungsrat engagiert hat, für seine Treue und Loyalität, seine Weitsicht, seinen tief im «Unternehmer» verwurzelten Geist, seinen Humor und sein Fairplay. Er wird unserem Land in seinem Amt– und tut es bereits – sicher hervorragend dienen.

Auf das Datum der heutigen Generalversammlung hat auch Herr Dr. Peter Gross den Wunsch geäussert, aus Altergründen, aus dem Verwaltungsrat auszuscheiden. Herr Dr. Gross wurde Ende 1977 in den damaligen Verwaltungsrat der ASUAG und anfangs 1978 in den Verwaltungsrat der SSIH gewählt. Er war an der 1983 erfolgten Sanierung und Fusion der beiden Gesellschaften beteiligt. Der Verwaltungsrat hat seine juristischen und finanzpolitischen Inputs sehr geschätzt und die Swatch Group dankt ihm für seine grossen Verdienste, welche er in seiner 35jährigen Zugehörigkeit zum Verwaltungsrat geleistet hat.

Wie Sie wissen, hat uns mein Vater am 28. Juni 2010 verlassen. Er starb an einem Herzstillstand, als er das tat, was er liebte: arbeiten. Es lässt sich hier nicht in Worte fassen, wie gross die Trauer für unsere Familie und insbesondere auch für mich ist. Ich wünsche mir, dass so vieles von ihm in Erinnerung bleibt. Wesenszüge, die meinen Vater vor allem in seinem öffentlichen und geschäftlichen Leben charakterisiert haben. Und Sie werden sicher dafür Verständnis haben, dass wir das, was uns ganz persönlich berührt, für uns behalten, was er für seine Ehefrau Marianne, meine Mutter, war, für seinen Sohn Nick, seinen Enkel Marc und was er mir bedeutet hat. Das können nur wir allein ermessen, und es lässt sich im Rahmen dieser Veranstaltung nicht einfach darüber reden. Ich hoffe, man wird sich an seinen Enthusiasmus und seine Phantasie erinnern, an seine Weigerung, gängige Konventionen zu akzeptieren, ohne sie zuerst in Frage zu stellen, und oft auch ihre Unsinnigkeit aufzuzeigen. Mein Vater schwamm gegen den Strom, liebte die Freiheit, behauptete sich gern – und manchmal sehr direkt – mit seinem ausgeprägt starken Charakter, und er war ein Mensch mit einer unermüdlichen Neugier und einer grossen Energie. Schwerer zu erkennen waren vielleicht die eher diskreten Aspekte seiner Persönlichkeit: seine Fähigkeiten in der Geschäftswelt, seine grosse Gabe, diejenigen zu motivieren, die mit ihm zusammenarbeiteten, und sie dabei zu unterstützen, ihre Qualitäten zu zeigen, seine Bewunderung für die Wissenschaft und seine Liebe zur Kreatur. Unvergesslich bleibt auch seine einzigartige Schaffenskraft, die sich in den Ergebnissen seiner beruflichen Laufbahn erkennen lässt. Sie alle können sich Ihr eigenes Bild dieses aussergewöhnlichen Mannes machen, doch ich hoffe, Sie werden sich noch viele Jahre an ihn erinnern. Der Geschäftsbericht dieses Jahres wird weder seine Geschichte schreiben noch ihm ein Denkmal setzen. Er wird Ihnen ein paar «Momente» aufzeigen, «Momente», die nicht rational sind und auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, ganz einfach einige emotionale Momente aus seinem Leben, während er die Swatch Group begleitete, der er seit 1986 als Präsident des Verwaltungsrates vorstand. Wenn ich diese Aufgabe übernommen habe, dann auch, um seinen Geist und sein Werk fortzuführen, und das werde ich tun.

Die Zahl der Mitglieder in der Konzernleitung und der erweiterten Konzernleitung der Swatch Group hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verringert. So ist Herr Rudolf Semrad zurückgetreten, der sich in Österreich, einem für uns wichtigen Markt, ausschliesslich der Leitung unserer dort ansässigen Tochtergesellschaft widmen wird. Mein Sohn Marc A. Hayek übernimmt zusätzlich die Marken Breguet und Jaquet Droz, die mein Vater geleitet hatte. Mit seiner grossen Erfahrung im Prestigesegment und seinen umfassenden Kenntnissen der raffiniertesten mechanischen Uhrmacherkunst, von der Blancpain mit viel Erfolg profitieren konnte, ist er für diese Aufgabe prädestiniert.

Zur Vereinfachung unserer Produktionsstrukturen wurde Valdar in François Golay integriert. Frédéric Piguet wurde in ihrem wichtigsten Partner Blancpain eingegliedert und ist auf höchstem Niveau zur dritten Manufaktur innerhalb der Swatch Group geworden. Die Marken Breguet, Blancpain und Jaquet Droz verfügen damit alle über ihre eigene Manufaktur. Die Akquisition von Tanzarella und Novi sowie die definitive Integration von Indexor in Universo erlauben uns dazu, unsere Schlagkraft im Markt der mechanischen Uhren im oberen und mittleren Segment zu stärken.

Bei den neuen Produkten seien die Lancierung des Type XXII 10 Hz bei Breguet, der neuen Fifty Fathoms bei Blancpain, der Ladymatic bei Omega, der neuen Variationen der DolceVita bei Longines, der Sea Touch bei Tissot, der Kollektionen Colour Codes und New Gent bei Swatch erwähnt, um nur die spektakulärsten zu nennen.

Andere bemerkenswerte Ereignisse waren die Einweihung vier neuer Boutiquen – für Breguet, Blancpain, Omega und Swatch – im Swatch Art Peace Hotel in Schanghai im Mai, die Eröffnung einer prachtvollen Breguet-Boutique an der Bahnhofstrasse in Zürich mit einem Museum, das unter anderem wichtige, von A.-L. Breguet verfasste Dokumente zeigt, neun neue Omega-Boutiquen allein in den USA, Boutiquen für Blancpain, Jaquet Droz, Glashütte Original und Tissot an den erlesensten Standorten in Paris sowie die Erweiterung des Tech-Airport-Vertriebsnetzes in den Flughäfen rund um die Welt und die Erhöhung der Anzahl Tourbillon-Boutiquen, um nur einige Beispiele zu erwähnen. Diesen Weg, mit eigenen Marken-und Multibrand-Boutiquen unsere florierende Entwicklung voranzutreiben, werden wir in den kommenden Jahren weiterverfolgen.

Glamourös sind die neuen Partnerschaften mit Kate Winslet bei Longines und Tony Parker bei Tissot sowie natürlich die Fortführung der bestehenden Beziehungen mit Nicole Kidman, George Clooney, Daniel Craig und vielen anderen Berühmtheiten.

Die Swatch Group hat ihre Verantwortung im Umwelt-und Sozialbereich auch dieses Jahr wieder unmissverständlich wahrgenommen, indem sie bei ihren Produkten und Tätigkeiten auf den Einsatz von Ledern, Metallen und anderen Rohstoffen verzichtet, die nicht auf ethisch einwandfreie Weise gewonnen werden.

Wir sind gut unterwegs für ein neues Rekordjahr im 2011 und werden alles tun, es zu realisieren trotz zwei erschwerenden Elementen -negativer Währungseinfluss und Kapazitätsengpässe.

Ihnen allen, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schweiz und im Ausland, Aktionärinnen und Aktionäre, Konzernführung und Mitglieder des Verwaltungsrates, danke ich von tiefstem Herzen für Ihre Arbeit, Ihre diskrete, aber spürbare Unterstützung und Ihre Freundschaft in diesem so traurigen und gleichzeitig so glanzvollen Jahr 2010.

 

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